Masterprints

Donaukurier, 14.12.2010

Wer schon immer mal Joseph Beuys' Hut höchstpersönlich sehen wollte, ist in der Galerie Mariette Haas derzeit am rechten Platz. Freilich nicht als echte Kopfbedeckung, sondern in Form einer feinen Lithografie ist der "Hut" zu sehen, der, wiewohl sofort Assoziationen weckend zum großen Künstler selbst, denn auch gar keiner ist. "Pyramide" heißt die Arbeit aus dem Jahr 1977: eine zartbraune Erhebung auf weißem Blatt, sehr souverän, sehr anrührend - und nur 4900 EURO teuer.

„Masterprints“ bietet die Galeristin in ihrer Weihnachtsausstellung zum Kauf, Seriegrafien, Radierungen und Lithografien von renommierten Künstlern wie Chilida, Rauschenberg, Tapies, Vasarely oder Norbert Bisky. Und dazu mehr als nur das eine oder andere Unikat. Von Camill Leberer etwa: Im zweiten Raum, nach der  äußerst eindrucksvollen, klar gehängten Präsentation der Großmeister, gibt es ein richtiges kleines Werkkonvolut des 57-jährigen mit jenen unverwechselbaren, berückenden Bildarbeiten aus gefrästem Stahl und Farbe. Hier finden auch andere Galeriekünstler Platz, etwa die neu dazugekommene Saarlouiser Künstlerin Magdalena Grandmontagne, die feine, abstrakte Radierungen zeigt. Oder ist Grandmontagne bereits anderenorts zu finden? Denn zur Ausstellung gehört die dauernde Veränderung, momentan ist bereits die dritte Hängung zu sehen.

Das gilt erst recht für den dritten Raum. Hier hat Haas einen veritablen Kunstmarkt eingerichtet, ein kleines Schatzkästchen auch für den kleinen Geldbeutel. Natürlich ist Ottmar Hörl vertreten, seine „Unschuldseife“, eine seiner witzigsten frühen Arbeiten, ist bereits für 15 Euro zu haben, dazu gibt’s seine Engel, die letzten Bildkästchen von Beate Sillescu, die malerischen Webarbeiten von Sonja Weber und überhaupt eine Menge Bilder, die in Stapeln an den Wänden lehnen. Hier kann man fündig werden, getreu dem Motto „Kunst kann auch ein Geschenk sein“, das der hiesige Berufsverband Bildender Künstler kürzlich, wenn auch längst nicht so überzeugend, für seinen Weihnachtsmarkt behauptete.

Von Karin Derstroff